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Politika12. 10. 2015

Die deutschen Freunde und wir

Gerade in diesen Tagen sollten wir über unseren Schatten springen

Autor: ilustrace: Pavel Reisenauer

Eine solche Gelegenheit bekommen wir nicht oft: Wann hätten wir zuletzt Deutschland helfen können? Vielleicht irgendwann in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als es eine Chance gab, die verheerenden Bedingungen für den Frieden nach dem Ersten Weltkrieg aufzuheben. Hätten wir das damals getan, dann hätte Adolf Hitler vielleicht nicht die Chance erhalten, an die Macht zu gelangen. Heute ist die Lage zum Glück nicht so ernst. Dennoch ist sie ernst genug, dass wir über unseren Schatten springen und Deutschland unterstützen sollten.

In den Zeitungen und Zeitschriften hierzulande Artikel über Deutschland zu lesen, ist meist ein seltsames Erlebnis. Darin klingt zwar oft an, dass die Welt unseren westlichen Nachbarn nicht verstehe. Das stimmt so aber nicht. Denn neben der teilweisen Kritik hallt durch die Welt auch Bewunderung dafür, wie Deutschland sich mit der schwierigen Situation auseinandersetzt. Bei uns dagegen wird Deutschland als Land voller Deppen dargestellt, das von einer verrückten Frau regiert wird, die aus unverständlichen Gründen nicht auf das hören will, was ihr die tschechischen Journalisten raten – also die Grenzen zu schließen und die Flüchtlinge zu vertreiben. Sie sagen zwar nicht, wohin sie die Menschen schicken sollte, aber so läuft das bei uns nun mal.

Dabei konnten wir noch vor ein paar Monaten lesen, dass Deutschland das einzige Land sei, das es richtig macht: Nach der größten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg stand das Land besser da als zuvor. Die Wirtschaft und die Menschen dort sind sehr produktiv, anständig und gebildet. Deutschland ja, Griechenland nein, hieß es bei uns in der Öffentlichkeit fast einstimmig.

Nein, man hat bei deutschen Politikern unterdessen keine Lobotomie durchgeführt, und auch die deutsche Gesellschaft hat niemand ausgetauscht. Noch immer steht an der Spitze des Landes dieselbe rationale und pragmatische Frau, der viele vorhalten, sie habe keine Gefühle. Die Deutschen bewältigen die aktuelle Situation auf dieselbe Weise wie die Wirtschafts- oder jede andere Krise: Sie stellen sich entschlossen der Herausforderung, wälzen sie nicht auf andere ab und nutzen ihre organisatorischen und finanziellen Möglichkeiten.

Wer erwartet hat, dass Deutschland sagen würde: „Wir weigern uns, denen Asyl zu gewähren, die ein Recht darauf haben“, der kennt das Land einfach nicht. Versuchen Sie sich nur vorzustellen, Deutschland würde die Grenzen schließen und dort Soldaten positionieren, welche die armen Menschen nach Tschechien oder Österreich treiben.

Investitionen in die Zukunft

Ja, genau wie jeder Politiker Fehler macht, hat auch Angela Merkel Fehler begangen. Als sie sagte, dass Deutschland es schaffen könne, die Situation zu bewältigen und dass sich das Land um die Asylbewerber kümmern werde, hat sie offenbar nicht damit gerechnet, dass die anderen Länder das so verstehen würden, dass sie selbst nichts tun müssen.

Wie wir gleich zu Beginn der Krise geschrieben haben, bringt es eine Reihe von Schwierigkeiten mit sich, wenn sich so viele Menschen auf den Weg machen, und noch dazu so viele Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen.
An manchen Orten kommt es zu Gewalt, an anderen bricht Chaos aus, das alles kostet außerdem ziemlich viel Geld. Das erlebt derzeit gerade Deutschland, wohin hunderttausende Flüchtlinge strömen.

Man kann sich keinen besseren Moment dafür vorstellen, dass der tschechische Premier Bohuslav Sobotka nach Deutschland fährt und sagt: „Ich komme, um zu fragen, wie wir helfen können.“ Die Deutschen sind unsere Nachbarn, sie sind Freunde, mit denen uns in den vergangenen 25 Jahren viel Gutes verbunden hat. Und auch wenn jemand das anders sieht, dann lässt sich zumindest die Tatsache nicht übergehen, dass unsere Wirtschaft von Deutschland abhängig ist.
Einen Bagger und 200 Soldaten nach Ungarn an die Grenze zu schicken, hilft bei den derzeitigen Problemen überhaupt nicht weiter. Den westlichen Nachbarn zu entlasten, wäre die beste Investition in unsere Zukunft, die man sich vorstellen kann.


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